Pirlo - Gegen alle Regeln

Ein Strafverteidiger, der einen Freispruch braucht - auch wenn er dafür gegen alle Regeln verstößt…


Pirlo ist Strafverteidiger - allerdings ohne Job. Den verliert er bereits auf den ersten Seiten des Buches. Das ist aber noch nicht genug - zusätzlich muss er die Schulden seiner eigenen Brüder, dem Khatib-Clan, begleichen. Eine lebenslange Schuld dafür, dass er sich von der Familie losgesagt hat. Dazu muss er den einen Fall, der ihm noch bleibt, gewinnen. Die Anklage wirft seiner Mandantin vor, ihren Mann umgebracht zu haben - das Medieninteresse ist groß. Zusammen mit Junganwältin Sophie Mahler übernimmt er den fast aussichtslosen Fall, da sie beide von der Schuld ihrer Mandantin überzeugt sind. Doch Pirlo braucht dringend einen Freispruch...

Gegen alle Regeln - das galt anscheinend auch teilweise für den Schreibstil. Kurze, knappe Sätze flogen einem Anfangs stakkatoartig um die Ohren - ganz anders, als der juristische Duktus, den ich sonst so aus meiner Zeit beim Anwalt kenne. Aber Leute, ganz ehrlich - es passte perfekt zu dieser Geschichte. Und zu dem chaotischen Protagonisten Anton Pirlo, dessen kleines Familiengeheimnis sozusagen als Parallelgeschichte erzählt wird. Sophie, die junge Anwältin, die ihm zur Seite gestellt wird, fügt sich ebenfalls perfekt als ruhender und strukturierter Gegenpol ein. Ein bisschen erinnert mich das Duo an die Cormoran-Strike-Reihe (die ich übrigens absolut liebe !!) Die hin und wieder leicht derbe Sprache hat mich keineswegs abgeschreckt (Wallah, ich habe zwei Pubi-Jungs, da ist man abgehärtet, Digga). Unterfüttert mit einer gut dosierten Prise Juristenhumor, ohne in die Klamauk-Schiene zu abzurutschen, hat man hier einen soliden und wirklich unterhaltsamen Justizkrimi. Apropos Humor - absolut genial fand ich die Kapitelüberschriften - mein Highlight: Teil 1 Kapitel 5 „Die Unschuldsvermutung ist eine Bitch“ .

Von mir eine klare Leseempfehlung - Band 2 gibt's seit September 2022.